Monday, January 3. 2011
Ich habe gerade das Tagesspiegel-Interview "Die ARD steht für eine Allianz gegen Google bereit" mit der WDR-Intendantin und neuen Vorsitzenden der ARD, Monika Piel gelesen und muss sagen, es sind mir einige Dinge sehr säuerlich aufgestoßen (siehe dazu auch netzpolitik.org).
Da wären zum einen die Gebühren-Einbrüche, die durch den Wegfall der ALG II-Empfänger entstehen würden. Ich denke, es ist nur gerecht, dass die ALG II-Empfänger von der Gebühr befreit werden. Und wenn man von einem Gesamtbudget der ARD von ca. 5 Mrd. €/Jahr ausgehen darf, denke ich, dass ein Verminderung um 50 Mio. € kaum ins Gewicht fällt. Ich meine kürzlich irgendwo gelesen zu haben [die Quelle versuche ich noch aufzutreiben, sobald ich die Zeit dafür finde], dass den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ein weitaus größeres Budget zur Verfügung steht als den privaten Sendern. Um eine finanzielle Wettbewerbsfähigkeit sollten sich die öffentlich-rechtlichen Sender deshalb wohl eher weniger Sorgen machen müssen. Aber die fehlenden 50 Mio. € holt der WDR ja durch den Abbau von 100 Arbeitsplätzen in dessen IT dann leicht wieder raus. Wie ein Sender aussieht, der keine funktionierende IT und Studio-Regie hat, kann man sich jeden Tag auf n-tv anschauen, in dessen Studios scheinbar nur Praktikanten beschäftigt werden.
Ich habe leider gerade keine Statistik, wie viele Haushalte es in Deutschland gibt, aber wenn man von einer geschätzten durchschnittlichen Haushaltsgröße von ca. 2,3 Menschen ausgeht, blieben immer noch ca. 35,65 Mio. Haushalte. Wenn die dann alle jeweils 17,98 €/Monat abdrücken, kommen da jährlich läppische 7,55 Mrd. € /Jahr zusammen. Von einem Gebühren-Einbruch würde ich dann definitiv nicht mehr reden. Selbst wenn man die 3 Mio. Arbeitslosen abzöge, wären das immer noch 7,044 Mrd. €/Jahr, also immer noch 2 Mrd. €/Jahr mehr als bisher. Sicher, mit den paar Kröten müsste sich die ARD schon etwas zusammenreißen, um noch als Qualitätsmedium antreten zu können.
Interessant finde ich, dass Frau Piel "hochqualitative Inhalte" bieten möchte. Nun, das Mutantenstadl ist nicht wirklich das, was ich mit hochqualitativ bezeichnen würde, aber vielleicht denke ich in 20-30 Jahren anders darüber. Ich frage mich aber, warum es der ARD mit jetzt schon 5 Mrd. €/Jahr kaum gelingt, besagte hochqualitative Inhalte zu bieten, aber vielleicht unterschätze ich ja die Kosten, die bei der Produktion ebensolcher anfallen. Celluloid oder worauf auch immer diese Inhalte gebannt werden, scheint immer teurer zu werden. Aber das wird mit 2013 dann sicher alles besser.
Das Frau Piel auch auf Online-Medien setzt, finde ich generell eigentlich gut. So ist ja z. B. die Tagesschau-App für mein Android-Smartphone kostenlos. Wenn da nicht das Wermutströpfchen wäre, dass das ja nicht immer so bleiben müsste. Wenn ich dann eine Aussage wie "Den Geburtsfehler des Internets - kostenlose Inhalte - zu beseitigen ist aber schwierig und langwierig." lese, könnte ich aus der Haut fahren. Vielleicht ist es Frau Piel entgangen - sowas kann einem ja schon mal passieren -, dass die Inhalte, die man über die Online-Dienste abrufen kann, schon auf Kosten des Bürgers und Gebührenzahlers erzeugt wurden und er daran, nachdem er sie schon bezahlt hat, meines Erachtens nach auch Rechte hat. Ganz besonders stößt mir dabei auf, dass z. B. in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Inhalte (und auch nicht alle Inhalte) nur befristet zur Verfügung gestellt werden, und zwar nur als Stream, nicht mit der Möglichkeit, die Beiträge herunterzuladen. So bleibt dem Gebührenzahler eigentlich nur, sich ständig mit den Medien zu beschäftigen und sich möglichst gut mit seinem programmierbaren DVD-Recorder auszukennen, um alles, was ihn potentiell interessieren könnte, schon bei der Ausstrahlung aufzuzeichnen. Der Gedanke, dass die Bürger Medieninhalte, die sie zu 100% finanziert haben, nicht oder nur mit größerem Aufwand auch privat nutzen dürfen, regt mich jedes Mal erneut auf.
Etwas beängstigend finde ich auch, dass "Klimbim" zum Gesprächsthema wurde. Ich hoffe inständig, dass die ARD sich die allergrößte Mühe geben wird, das Niveau ihrer Sendungen über dem von Klimbim zu heben und ihrem Bildungsauftrag nachkommt. Es wundert mich immer wieder, wie niedrig das intellektuelle Niveau der angebotenen Inhalte ist ... bzw. war, als ich noch einen Fernseher hatte. Wenn ich mir da Sendungen auf Discovery Channel oder Beiträge der BBC ansehe, packt mich immer wieder das Erstaunen, dass ein Rundfunkapparat mit einem Milliardenbudget es nicht schafft, gleichwertige Inhalte anzubieten.
So, jetzt läuft mir die Zeit davon. Der nächste Wecker klingelt bestimmt ... und früher als man denkt.
Friday, December 31. 2010
 Irgendjemand hat meine VisaCard ausgesetzt. Jetzt ruf ich aber erstmal den Tierschutzverein an!
Tuesday, December 28. 2010
Ich hatte heute endlich mal wieder Zeit, ein bisschen Wahlkampf für die Piratenpartei zu machen. Es ergab sich so, ich hatte nichts besseres zu tun, denn entgegen meiner Erwartung habe ich heute nur eine Stunde und zwanzig Minuten auf meine S-Bahn gewartet, die mich heimwärts bringen sollte ... und dies schließlich auch tat.
Was war geschehen? Irgendwas ging am Giesinger Bahnhof kaputt und damit ging für die S3 und S7 gar nichts mehr. Das ist zwar tragisch und definitiv nicht sonderlich angenehm für mich und einige hundert andere Reisende, aber was besonders ungeschickt war, war die Tatsache, dass die Bahn-Mitarbeiterin am S-Bahnhof Hauptbahnhof mit dem Computersystem nicht vertraut gemacht worden war ("Ist mein erster Abend.") und es deshalb geschlagene 75 Minuten lang keine einzige Durchsage zu irgendeiner S3 gab.
Man ist ja inzwischen daran gewöhnt, dass die Züge nicht mehr pünktlich eintreffen oder abfahren, aber als zwei S3 (Maisach und Mammendorf) für 25 Minuten immer "in acht Minuten" eintreffen sollten, machte mich dann irgendwann stutzig. Ich dachte mir schon "Nimm besser mal die Mütze ab, Du hast sicher einige Durchsagen verpasst", aber auf Nachfrage bei Mitreisenden ... nunja, Mitwartenden stellte sich raus, dass es nicht eine Durchsage gegeben hatte. Irgendwann fragte dann mal jemand am Kabuff nach. Dann gesellte sich ein Kollege zu der netten Dame von der Bahn und machte erstmal zwei weitere Displays an, auf denen man dann auch ablesen konnte, wann welcher Zug am Hauptbahnhof eintreffen wird. Es hieß dann gegen 21:20 Uhr, dass die nächste S3 um 21:38 Uhr eintreffen würde. Irgendwann nach 21:50 Uhr kam sie dann auch, ich hab nicht genau mitbekommen, wann, denn da war ich schon intensiv im Wahlkampf.
Bis Lochhausen, ca. 21 Bahnminuten, habe ich dann hoffentlich einige neue Wählerstimmen an Land geholt.
Danke, liebe Bahn, dass ich heute nur 2,5 Stunden bis nach Hause gebraucht habe statt der sonstigen knappen Stunde.
Friday, December 17. 2010
In der Natur war (ist?) der Winter eigentlich immer die Zeit, wo sich die Spreu vom Weizen getrennt hat. Wer zu schwach war, wachte im Frühjahr als Tiefkühlware wieder auf, meist im Magen eines robusteren Zeitgenossen.
Auch unsere Deutsche Bahn überprüft ihre Infrastruktur sehr selektiv im Winter. Leicht werden Schwachstellen gefunden, die in den wärmen Jahreszeiten gerade noch so durchgeschlüpft sind.
Am Montag verstarb ein geschwächter S-Bahntriebwagen im Tunnel der Münchner Stammstrecke und legte den gesamten S-Bahnverkehr für Stunden lahm. Am Mittwoch zerlegte es eine Oberleitung an der Donnersbergerbrücke, auch dieser Schaden wurde erst nach über vier Stunden behoben, Tausende der MVV-Kunden testeten die Isolationskapazität ihrer Winterbekleidung bis ans und über das Limit. Und heute hat eine Signalstörung an der Hackerbrücke wieder einmal dafür gesorgt, dass sich die Bäckereigeschäfte an den S-Bahnhöfen über erhöhten Absatz von großen heißen Schokoladen und zuckerreichem Backwerk erfreuen konnten.
Ein wenig zynisch kam mir auch der etwa sechs Meter lange Heizkörper unter der Bank im Lochhausener S-Bahnhof vor, dessen Rippen gefühlte -3°C warm waren.
Sehr schön sind dann auch die immer wiederkehrenden Durchsagen zu den Verspätungen der doch so erwarteten Züge. "Die S3 Richtung Mammendorf, planmäßige Abfahrt 17:54 Uhr, verspätet sich um ca. [5 | 10 | 15] Minuten!" Fast ermutigend klang dann die nächste Durchsage "Die S3 Richtung Mammendorf, planmäßige Abfahrt 18:14 Uhr, verspätet sich um ca. 5 Minuten!" ... WAS? Nur noch 5 Minuten?? Cool! Und dann merkt man, dass die Bahn, auf die man ja schon 35 Minuten wartet, soeben ausgefallen ist und schon die nächste S-Bahn wieder 5 Minuten verspätet ist. Aber bis dahin ist man eh schon fast eingefroren.
Noch drei Wochen dieser Art und ich kaufe mit 'nen Yeti als Haustier.
Achja, zum Thema Pünktlichkeit meinte der Verkäufer in der Bäckerei dann nur: "Also, mit der Preiserhöhung der S-Bahn-Tickets zum 13.12.2010 war die Bahn pünktlich wie die Maurer."
Monday, December 13. 2010
Irgendwie bin ich gerade ein stückweit sauer ... wütend trifft's besser. Und da bin ich heute Abend ganz sicher nicht der Einzige im Großraum München.
Denn während mal wieder die Preise für die S-Bahn erhöht wurden, wurde dafür an der Service-Qualität weiter gespart. Nuja, es ist ja nicht völlig unverständlich, denn das Prestige-Objekt S21, dass sich die Bahn unter Stuttgart pflanzen will und das die Baden-Württemberger noch weit ins 22. Jahrhundert verfluchen werden, muss ja irgendwie finanziert werden. Bei den bisher veranschlagten 4 + x Mrd. € wird es ja wohl 100%ig nicht bleiben. (Wenn die 6,5 Mrd. € überschritten sind, sprechen wir uns nochmal).
Heute standen sämtliche Kunden des MVV in S-Bahnhöfen zur oder auf der Stammstrecke und haben laut geflucht oder sehr verzweifelt dreingeschaut. Denn wegen "einer größeren Störung im Tunnel" fuhren nämlich überhaupt keine Züge mehr durch denselbigen. In keine Richtung. Wer Glück hatte, war am Hauptbahnhof gestrandet, von dem aus man sich - wenn man nach Osten wollte - noch mit der U-Bahn zum Ostbahnhof retten konnte, von wo aus wieder Züge fuhren oder - wenn man nach Westen oder Süden wollte - auf den Flügelbahnhof flüchten konnte, wo sich in kürzester Zeit über 1000 Fahrgäste einfanden, um auf einige wenige S-Bahnen oder - wie ich - auf eine Regionalbahn nach Mittenwald verteilt wurden. Ich könnte wetten, dass diese Züge durch die Bank weg alle ihre Maximalanzahl von erlaubten Fahrgästen leicht überschritten.
Besonders interessant war, dass am Flügelbahnhof nur genau ein einziger Mitarbeiter der Deutschen Bahn vorzufinden war: ein mutiger Zugbegleiter aus der Regionalbahn nach Mittenwald, der den Leuten zurief, wer nach Pasing wolle, solle sich schnell einen Platz in seinem Zug suchen. Ansonsten war da gähnende Leere im BeZUG auf Bahnmitarbeiter, die die Krise irgendwie in geregelte Bahnen hätten lenken können.
Auffällig ist auch, dass gerade heute der Fahrplan umgestellt worden ist. Ob das mit der "größeren Störung" im Tunnel im Zusammenhang steht, überlasse ich mal der Phantasie der geneigten Leser. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Wartungsintervalle für die S-Bahn-Züge immer weiter gestreckt werden. Und hier hat wohl mal wieder einer der Züge das Limit überzogen.
Sunday, November 21. 2010
Hat mal jemand einen günstigen Anbieter für diese Ausrüstungen der Sprengmittelräumdienstleute für mich?
Ich muss ja morgen wieder mit der S- und U-Bahn und dem Bus zur Arbeit. Da sitzen ja immer so viele seltsamen aussehende Leute drin, deren Sprache ich nicht verstehe. Und die haben Tüten, Taschen und Rucksäcke dabei. Und ich muss ja auch im Münchner Hauptbahnhof umsteigen. Das kann mir doch ungeschützt niemand zumuten.
Friday, November 19. 2010
Wenn ich nicht eh gerade krank wäre, wäre ich sicher heute auch nicht aus dem Haus gegangen. Ich meine, schaut Euch doch mal um. Also, mir ist das alles inzwischen viel zu gefährlich.
Zuerst diese Kofferbombe in Windhoek (Namibia). Also, da muss man doch schon Angst kriegen. OK, das war gar keine richtige Bombe, sondern nur so ein Realtest-Koffer, den wahrscheinlich eine nicht näher benannte deutsche Behörde da in Umlauf gebracht hat, um der Terrorangst ein bissl Vorschuss zu geben. Ich frage mich aber schon, warum das direkt einen Tag nach Karl Thomas de Maizières Terrordrohungen passiert ist. Hätte diese Behörde nicht etwas mehr Geduld aufbringen können? Ein bisschen unglaubwürdig macht sie sich damit doch.
Und dann diese vielen versteckten Bomben, die in den letzten 24 Stunden gefunden wurden. n-tv berichtet über eine verdächtige Tüte am Hannoveraner Hauptbahnhof (OK, war eigentlich gar nicht so wirklich 'ne Bombe, aber egal) und dann die Kofferbombe im ICE 609 von Kiel nach Basel in Düsseldorf (OK, da waren auch nur Kleidungsstücke drin). Und dann dieses verdächtige Päckchen in der sachsen-anhaltinischen Metropole Köthen (Anhalt), einem der bedeutendsten und lohnenswertesten Terrorziele nach dem Reichstag, dem Frankfurter Flughafen und dem Deutschen Museum. Die Welt berichtet auch noch über eine Druckerpatrone in Berliner Goethestraße (na, das hört sich doch wenigstens schon mal nach Munition an!!).
Bei so vielen gefährlichen Gegenständen soll man sich noch aus dem Hause wagen? Ich weiß noch gar nicht, wie ich meinem Arbeitgeber am Montag erklären soll, dass ich mich nicht mehr in die S-Bahn traue. Die hält ja immerhin im Münchner Hauptbahnhof. Und die Wahrscheinlichkeit, den lebend zu betreten UND auch wieder zu verlassen, schrumpft ja wohl von Minute zu Minute. Und dann geht's ja auch noch mit der U-Bahn weiter!!!
Immerhin nähert sich das Ende... Ok, das Ende des Monats. Glücklicherweise sollen die Attentate ja bis Ende November über die Bühne sein. Ich freu mich schon auf den Dezember.
Aber lasst mich noch eines loswerden: An alle, die mich kannten (falls es mich vorzeitig erwischt): Ich hab Euch alle mehr oder weniger gemocht. 
Achso, stimmt, da war noch was. Mit der Vorratsdatenspeicherung würden wir uns all diesen Gefahren natürlich nicht ausgesetzt sehen. Dann wüssten nämlich unsere Sicherheitsbehörden gewissermaßen schon im Voraus, wer Realtest-Koffer in Namibia ins Spiel bringt oder wer Päckchen an Imbissbuden deponiert. (Obwohl ich das mit dem Windhoek-Koffer ja eher auf mal wieder mangelhafte Kommunikation zwischen unseren vielen Sicherheitsbehörden zurückführen würde ... oder auf eine wohl dosierte Blindheit auf einem bestimmten Auge).
[Update: 19.11.2010 21:11]
Laut heute.de wurde die Windhoeker Kofferbombe von der heute 80jährigen Oma eines Larry Copello aus Kalifornien gebaut, der unter anderem vor allem für US-Behörden Realtest-Koffer bastelt. WAY TO GO, GRANMA!
Saturday, November 13. 2010
Ich war heute auf dem Kulturfestival " München ist bunt - nicht braun!", eine von den Stadträten der SPD, CSU, Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste, FDP, die Linke, ÖDP, Bayernpartei und Freie Wähler beschlossene große Veranstaltung in der Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt, die dem "Heldentgedenkmarsch" der "Freien Nationalisten" kräftig in die Suppe spucken sollte.
Wir Piraten wollten uns da nicht ausschließen lassen und waren mit einem Infostand und einigen Gruppen vertreten. Nachdem wir bei der Startkundgebung diversen Reden u. a. von Münchens OB Christian Ude, der evangelischen Bischöfin Susanne Breit-Keßler, dem katholische Weihbischof Engelbert Siebler, dem KZ-Überlebende Martin Löwenberg und dem Vorsitzende des Ausländerbeirats Cumali Naz gelauscht hatten, ging's auf die Verfolgungsjagd, um dem Nazi-Aufmarsch möglichst im Wege zu stehen.
Die Mission war aber von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn die gesamte Marschstrecke war von ca. 1.800 Polizisten aus Bayern, Hessen und Berlin vollständig abgeschirmt. Ich muss zugeben, ich habe nicht einen einzigen "freien Nationalisten" gesehen, denn auf 150 Meter Entfernung (näher wurden wir einfach nicht herangelassen) konnte ich zwischen den Hunderten von Helmen der USKs keine "Zivilisten" ausmachen. Ich denke, für jeden Nazi waren ca. 8 Polizisten vor Ort.
Wie ich später im Radio hörte, gab es noch diverse Zwischenfälle mit der Polizei und einige Festnahmen, maßgeblich von Leuten aus der linken Szene, was mich - leider - nicht verwundert. Denn als ich zu Beginn noch mit dem Zug der Antifa mitlief, ging mir der Sprecher (den kenne ich schon von anderen Demos, wo er regelmäßig den "autonomen Block" anstachelt) auf dem Lautsprecherwagen direkt mehrfach auf den Zeiger. Zunächst rief er erstmal zum Widerstand gegen JEDEN -ismus auf, der ihm gerade einfiel (seltsamerweise waren Sozialismus und Kommunismus nicht dabei) und meinte dann noch, mal solle "sich doch nicht von der Polizei einschüchtern lassen". Als jemand einen Böller zwischen die Polizisten geworfen hat, kam der der Bitte der Polizei nach und hat er sich dann noch zu der Durchsage durch gerungen, davon doch abzulassen, weil "die Böller doch ach so laut" wären.
Mein Gesamteindruck der ganzen Aktion war schon positiv, ich denke, München hat wieder einmal ein Zeichen gesetzt und dem braunen Pack gezeigt, dass es in dieser Stadt unerwünscht ist. Das linksextreme Geschwurbel des Fatzkes auf dem Antifa-Lautsprecherwagen hinterlässt aber wieder einmal einen bitteren Beigeschmack. Denn so kann man die beste Demo mit den edelsten Zielen bei den tolerantesten Leuten in Misskredit bringen. Ich bin absolut gegen Faschismus, aber nicht mit solchen extremistischen Parolen und mit dieser ständigen, latenten Provokation gegen die Polizei (S21 und Castor hin oder her).
Friday, November 5. 2010
Eigentlich beschämt es mich etwas, dass ich erst jetzt darauf komme. Und ich bezweifle, dass ich der Erste oder Einzige bin, der auf die Idee gekommen ist. Aber eigentlich ist es doch offensichtlich.
Erst versucht es die Bundesregierung mit dem Internetzensurapparat “Zugangserschwerungsgesetz“, das kürzlich so vortrefflich von Rechtsanwalt Thomas Stadler (FoeBuD e.V.) wegen seiner ganz offensichtlichen Verfassungswidrigkeit zerpflückt wurde. Abgesehen davon haben sich inzwischen alle namhaften Experten aus dem Internetsektor zur nicht vorhandenen Wirksamkeit der im Zugangserschwerungsgesetz geplanten Maßnahmen geäußert.
Dann kommt der ePA, oh, Entschuldigung, der nPA, der “neue Personalausweis“ (der sicher auch eine ganze Menge Vorteile hat), mit dem man sich u. a. so viel sicherer im Internet bewegen können soll. Es wurden ja auch direkt Stimmen laut, dass man sich generell nur noch mit dem nPA ins böse Internet “einloggen“ können sollte. Und dann kommt der “Staatsvertrag über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien“ (kurz Jugendmedienschutz-Staatsvertrag oder JMStV), der jeden Informationsanbieter, sei es eine Zeitung, ein Händler oder ein Blogger, dazu verpflichten soll, all seine Angebote mit einer Altersfreigabe zu versehen. (Interessanterweise las ich von Alvar Freude vom AK Zensur, dass während einer Anhörung zum JMStV eine CDU-Abgeordnete ihm gegenüber meinte, das beträfe ja nicht die Homepages von Abgeordneten, womit sie aber falsch lag). Das beträfe also jede Artikelseite eines Onlineshops oder einer Onlinezeitung und jeden Beitrag in einem Blog. Und noch viel wichtiger, auch jeden Kommentar von Besuchern dieser Seiten. Ein mit realen technischen Mitteln nicht zu gewährleistende Forderung, wie eine Gruppe von technisch sehr versierten Piraten aus NRW in einer ausführlichen Analyse (PDF) dargelegt haben.
Kombiniert man ein wenig, fallen ein paar Dinge auf. Sollten das Zugangserschwerungsgesetz und die VDS (Vorratsdatenspeicherung), die immer noch nicht vom Tisch ist und nun auch noch unter dem Namen “Mindestspeicherdauer“ marktfähig gemacht werden sollte, tatsächlich scheitern, könnte man immer noch versuchen, auf die Zwangsanmeldung per nPA beim Internetzugang zurückzufallen. Wer würde dann noch leichtherzig regierungskritische Webseiten besuchen und wohlmöglich sogar noch einen Kommentar schreiben? Ein unter Umständen gewolltes pseudonymes, geschweige denn anonymes Auftreten wäre damit ja völlig hinfällig.
Das “Problem“ der (möglicherweise kritischen) Blogger würde sich auch relativ schnell von selbst lösen, denn die Heerscharen von Abmahnanwälten würden sich auf jeden stürzen, der seine Seiten und Kommentare nicht ständig mit den korrekten, durch den JMStV vorgegebenen Altersfreigaben deklariert hat. So triebe man alle frei denkenden Blogger auf Server im Ausland.
So ziemlich jede Bestrebung der aktuellen Regierung im Bezug auf das Internet zielt ständig darauf ab, jegliche Anonymität oder informationelle Selbstbestimmung zu unterbinden. Recht erschreckend daran ist zudem, wie dilletantisch diese Versuche sind und wie jeden Tag offen gelegt wird, wie groß die Abwesenheit von Fachwissen in Sachen Internet bei den Politikern ist. Es ist geradezu unerträglich, dass man sich von Leuten ein Leben vorschreiben lassen soll, denen jeglicher Fachverstand fehlt und mit welcher massiven Merkbefreiung und Beratungsresistenz an Einschränkungen von Bürgerrechten festgehalten wird.
Leider geht mir gerade die Puste aus, aber wenn ich darüber geschlafen habe, heißt es - ganz im Sinne des JMStV: Schalten Sie wieder ein, wenn dieses Blog wieder "auf Sendung geht"!
Wednesday, November 3. 2010
Heute lese ich auf SpOn im Artikel "Manipulationsvorwürfe - Hessens Landespolizeipräsident muss gehen", dass Hessens oberster Polizist mutmaßlich ein "Fuchs im Gänsestall" ist. Nunja, über die hessische Polizei liest man in letzter Zeit die abenteuerlichsten Sachen. Innerhalb des Polizeiapparats scheint man es da mit Gesetzen nicht so wichtig zu nehmen.
Ganz besonders interessant fand ich aber die letzten Zeilen des Artikels:
"Das Innenministerium hatte der Zeitung [Frankfurter Neue Presse] dem Bericht zufolge mitgeteilt,
derzeit werde geprüft, ob sich einzelne Beamte dienstrechtlich korrekt
verhalten hätten."
Öhm?!? Moment?!? Fehlt da ein "nicht" oder hat das Innenministerium von Hessen einen ganz besonderen Anspruch an das Verhalten ihrer Beamten?
P. S.: Wird Hessens Landespolizeipräsident Norbert Nedela eigentlich auch noch angeklagt oder ist es mit der Versetzung in den einstweiligen Ruhestand getan? Ich meine, die Dinge, die ihm vorgeworfen werden, sind ja keine Kleinigkeiten, sollte ihm entsprechende Schuld nachgewiesen werden, sollte das doch ein paar Jahre Knast wert sein, oder nicht? Oder läuft das nach dem Motto "Wo kein Kläger, da kein Richter!"?
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