ich habe gerade Besuch aus Aachen. Sie will mal wieder auf die Wiesn. Dem sollte nichts im Wege stehen, ich hab je genug Platz und 'ne breite Schlafcouch.
Also ging's heute raus, ab mit der S3 bis zur Hackerbrücke und dann ins Hacker-Pschorr Bräuhaus, da ihre Freundin, die wir dort treffen sollten, schon hatte durchblicken lassen, dass die Zelte auf der Wiesn alle schon zu sind. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es hier gerade mal 13°C hat und es vor sich hin nieselt. Nichtsdestotrotz war der Strom der Menschen auf die Theresienwiese eher normal als dünn.
Dann saßen wir da am Tisch, den ihre Freundin freigekämpft hatte, neben zwei etwas "festeren" Maderln in Dirndln, deren Blicke schon leicht glasig waren, und ließen es uns gut geht bei Brathendl, Riesenschnitzel und einer Maß, die im Hacker-Pschorr Bräuhaus übrigens im ¾l ausgeliefert wird (sicher eine wohltätige Schutzmaßnahme gegen übermäßigen Alkoholmissbrauch). Soweit war's ja ganz nett.
Aber: Italien muss relativ menschenleer sein, denn - wen würde es verwundern, es ist immerhin italienische Woche auf der Wiesn - die vorherrschende Sprache ist ein etwas verwaschenes, genuscheltes Italienisch.
An unserem Nachbartisch machten ein paar 16jährige ihre ersten bösen Erfahrungen mit Alkohol. Ein besonders "beschwingter" Bua hielt es dann noch für eine gute Idee, mich mit Bierschaum anzuspucken, was er schon - seine Freundin weitaus weniger - lustig fand. Gut, es war nicht weiter schlimm, kein wahrer Grund, den Watschenbaum umfallen zu lassen. Ich kann aber eine gewisse Genugtuung nicht leugnen, als besagter Jüngling, beim Versuch, "heimlich" eine Zigarette am Tisch zu rauchen, direkt von der Security im wahrsten Sinne des Wortes am Ohrwaschl aus dem Schankraum gezerrt und mit einer Watschn rausgeschmissen wurde, als er meinte, sich dem Schrank von Security-Mann zur Wehr setzen zu müssen. Seinem Kumpel erging's beinahe genauso, als er meinte, sich einmischen zu müssen. Der hatte sich dann aber nach einer sehr direkten Ansage ("Host Du a Mami?") eines Besseren besonnen. Fraglich ist, ob er seinen Rausch nun an der frischen Luft oder auf dem Heimweg auspennt. Mich wurmt nur etwas, dass der Akku meines Galaxy S so gut wie leer war und ich das Geschehen nicht fotodokumentieren konnte.
Interessant fand ich auch, wie lebhaft so der eine oder andere Tisch schon gegen 14:30 Uhr meinte, zur der einen oder anderen Maß Festbier gehörten auch zwingend zwei bis drei Kräuterliköre. Bei einer Sache bin ich mir dahingehend sicher: Das Erbrechen gegen 19 Uhr fällt nach den Magenbittern sicher viel leichter. Über den Haarspitzenkatarrh morgenfrüh will ich besser gar nicht nachdenken.
Auf meinem Weg zurück zur bzw. über die Hackerbrücke fand ich noch zweierlei erstaunlich. Zum einen war das Polizeiaufgebot am S-Bahnhof Hackerbrücke verblüffend groß, ich würde von ca. 20 Beamten ausgehen, mal abgesehen von weiteren 10-12 Ordnern der DB-Sicherheit unmittelbar an den Bahnsteigen. Zu anderen fand ich's ziemlich cool, dass die Polizei über ihren Lautsprecherwagen aktuelle Wiesn- und Fußball-WM-Hits gespielt hat. Die Tonqualität war dabei überraschend gut, ebenso die Stimmung der Leute, die vorbeiliefen.
Quintessenz: Ich werde zu alt für den Sch3!§§ und/oder definiere Spaß einfach etwas anders.