Entries tagged as Benehmen
Wednesday, March 2. 2011
Man kann's kaum glauben. Oder man will's kaum glauben, aber man muss es wohl.
Ein nicht völlig unerheblicher Teil unserer Bevölkerung scheint den Bodenkontakt völlig verloren zu haben. Unser gehaargelter Ex-Dr./Ex-Verteidigungsminister lügt, dass sich die Balken biegen und leugnet noch lächelnd und "mit Freude", obwohl er mit erdrückenden Fakten konfrontiert wird, verhöhnt die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft und schädigt den Wissenschaftsstandort in erheblichem Maße ... und was passiert?
Eine Menge Leute finden das scheinbar richtig geil. In Facebook konkurrieren die Guttenberg-Fanclubs um die meisten Fanboys und -girls. Da werden "Volksentscheide für den Rücktritt vom Rücktritt" gefordert, da werden Pro-Guttenberg-Demos im ganzen Bundesgebiet angekündigt, man ruft "Guttenberg for Bundeskanzler", auf openpetition.de läuft eine Petition, die zu Guttenberg wieder zurückholen soll.
Da fragt man sich doch: Was geht in diesen Menschen vor sich? Welches Verhältnis haben diese Menschen zu Ehrgefühl, Anstand, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit? Denken diese Menschen auch nur einen Augenblick nach, was sie da tun?
Ich kann dieses Verhalten nur auf mangelhafte Bildung und langjährige Indoktrination durch die Medien zurückführen. Kein Mensch gehobener Bildung wird ernsthaft nachvollziehen können, was diese Menschen veranlasst, einen Lügner und Betrüger so zu verherrlichen, insbesondere keiner von denen, die selbst eine eigene Diplom- oder Doktorarbeit geschrieben oder eigenhändig ein Gesellen- oder Meisterstück erstellt haben, um sich ihren Abschluss ehrlich zu erarbeiten.
Ehre nur dem/der, dem/der Ehre gebührt. Aber einem Karl-Theodor zu Guttenberg spreche ich jegliche Ehre ab. Da hilft es ihm auch nicht, wenn eine ebenfalls promovierte (Theoretische Chemie) Bundeskanzlerin voll hinter ihm steht.
Ich frage mich, wohin die Reise in der Bevölkerung geht. Heute jubeln sie noch einem Plagiator zu und loben ihn über die höchsten Töne. Wenn wir das durchgehen lassen, welche Missetaten gestehen wir dann dem nächsten Politiker zu? Drücken wir dann auch bald bei Straftaten beide Augen zu? Bestechlichkeit? Landesverrat? Erpressung? Raub? Entführung? Mord? Wann ist die Grenze erreicht und ab welchem Punkt wird ein relativ junger, gestriegelter, adliger Möchtegern-Staatsmann untragbar? Will Deutschland sich ihren Berlusconi züchten, der sie dann auf eigenen Wunsch weiterhin nach Strich und Faden verarscht?
Gute Nacht, armes Deutschland!
Sunday, February 27. 2011
Wenn man heute so den Twitterfeed verfolgt, sieht, was seine Facebook-"Freunde" so berichten oder die einschlägigen Nachrichtensender verfolgt, fällt es einem oft recht schwer, sein Essen bei sich zu behalten, vor allem, wenn es um die Bundes- und diverse Landesregierungen geht. Der ganze Sumpf wird einem gerade natürlich ganz besonders bei der Betrugsaffäre um Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg bewusst.
Es ist natürlich völlig naiv anzunehmen, die Mitglieder der Bundesregierung müsse sich allein aus Heiligen zusammensetzen (wir (in diesem Falle ich) leben ja in der Bundesananenrepublik Deutschland und nicht im Vatikan). Aber irgendwann ist das Maß dann doch voll. Ich ging eigentlich davon aus, dass man unseren "Volksvertretern" zumindest ein Mindestmaß an Integrität zumuten können sollte. Dem ist aber wohl nicht so.
Schlimm genug, dass K. T. zu Guttenberg es für nötig gehalten hat, sich seine Doktorarbeit zusammenkopieren (lassen?) zu müssen. Schlimm zudem das Ausmaß, mit dem er dies getan hat (bzw. tun ließ). Aber dass er dann nicht Manns genug ist, diese Missetat vollständig zuzugeben und klaren Tisch zu machen, hat ihn schließlich vollständig diskreditiert.
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Sunday, October 31. 2010
Da kriegt man an einem Samstag mal wieder nicht viel geregelt, weil man wegen der Nachlese des Tagesgeschehens der letzten Woche in neuen Informationen ersäuft, und dann twittert mir der @martinhaase das hier zu: "Italian Foreign Minister says Religions Must Unite to Destroy atheism".
Man mag's kaum glauben. Der italienischen ehemalige Staatsanwalt und jetzige Außenminister Franco Frattini im Kabinett des allseits beliebten und überaus integren Silvio Berlusconi ruft im Vatikan öffentlich den Jihad gegen den Atheismus aus. Und wie begründet er das?
- Der Atheismus (neben dem Materialismus und dem Relativismus) bedrohe die Gesellschaft.
- Der Atheismus wäre ein perverses Phänomen und gehöre wegen seines Fanatismus und seiner Intoleranz bekämpft.
Klar, die christliche Kirche (nicht besser als die anderen Weltreligionen) war und ist ja eine wahre Ausgeburt der Toleranz schlecht hin.
Weiter in seiner Rede faselt Frattini von "religiöser Freiheit" (die er jedem Christen zugesteht, aber keinen Atheisten und, wenn man ihn unter vier Augen fragen würde, sicher auch keinem Muslim oder Juden). Die ganze Rede zielt offensichtlich darauf hin, den Schutz der christlichen Minderheiten im Nahen Osten zu verbessern.
Mein (gar nicht so) lieber Herr Frattini, da haben Sie den Bogen aber doch ganz schön weit überspannt. Glauben Sie nicht, dass sich die nicht-christliche und atheistische Gemeinschaft solch eine Unverfrorenheit einfach gefallen lassen wird.
Saturday, October 2. 2010
Angesichts der massiven Eskalation während der Parkwache nahe der Baustelle zum Bahnhofsprojekt "S21" in Stuttgart am 30. Sept. 2010 fiel mir das Projekt von Amnesty International für die Einführung der Kennzeichungspflicht für Polizisten wieder ein, über das ich ja schon im Juli mal geschrieben hatte.
Eigentlich ist es eine Schande, dass man so etwas einfordern muss, aber es gibt wohl überall Missetäter. Und die bei der Polizei müssen endlich auch aufspürbar werden, um, wenn sie gegen Gesetze verstoßen, vor einen Richter geführt werden können ... und nicht in der Masse der Uniformierten untertauchen können. Die Polizei darf nicht selbst zum anonymen, "autonomen schwarzen Block" werden.
Wobei ich im Rahmen von S21 das Versagen eher in der Politik als bei der Polizei sehe, die zu "hartem Durchgreifen" angehalten wurde.
Saturday, September 25. 2010
ich habe gerade Besuch aus Aachen. Sie will mal wieder auf die Wiesn. Dem sollte nichts im Wege stehen, ich hab je genug Platz und 'ne breite Schlafcouch.
Also ging's heute raus, ab mit der S3 bis zur Hackerbrücke und dann ins Hacker-Pschorr Bräuhaus, da ihre Freundin, die wir dort treffen sollten, schon hatte durchblicken lassen, dass die Zelte auf der Wiesn alle schon zu sind. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es hier gerade mal 13°C hat und es vor sich hin nieselt. Nichtsdestotrotz war der Strom der Menschen auf die Theresienwiese eher normal als dünn.
Dann saßen wir da am Tisch, den ihre Freundin freigekämpft hatte, neben zwei etwas "festeren" Maderln in Dirndln, deren Blicke schon leicht glasig waren, und ließen es uns gut geht bei Brathendl, Riesenschnitzel und einer Maß, die im Hacker-Pschorr Bräuhaus übrigens im ¾l ausgeliefert wird (sicher eine wohltätige Schutzmaßnahme gegen übermäßigen Alkoholmissbrauch). Soweit war's ja ganz nett.
Aber: Italien muss relativ menschenleer sein, denn - wen würde es verwundern, es ist immerhin italienische Woche auf der Wiesn - die vorherrschende Sprache ist ein etwas verwaschenes, genuscheltes Italienisch.
An unserem Nachbartisch machten ein paar 16jährige ihre ersten bösen Erfahrungen mit Alkohol. Ein besonders "beschwingter" Bua hielt es dann noch für eine gute Idee, mich mit Bierschaum anzuspucken, was er schon - seine Freundin weitaus weniger - lustig fand. Gut, es war nicht weiter schlimm, kein wahrer Grund, den Watschenbaum umfallen zu lassen. Ich kann aber eine gewisse Genugtuung nicht leugnen, als besagter Jüngling, beim Versuch, "heimlich" eine Zigarette am Tisch zu rauchen, direkt von der Security im wahrsten Sinne des Wortes am Ohrwaschl aus dem Schankraum gezerrt und mit einer Watschn rausgeschmissen wurde, als er meinte, sich dem Schrank von Security-Mann zur Wehr setzen zu müssen. Seinem Kumpel erging's beinahe genauso, als er meinte, sich einmischen zu müssen. Der hatte sich dann aber nach einer sehr direkten Ansage ("Host Du a Mami?") eines Besseren besonnen. Fraglich ist, ob er seinen Rausch nun an der frischen Luft oder auf dem Heimweg auspennt. Mich wurmt nur etwas, dass der Akku meines Galaxy S so gut wie leer war und ich das Geschehen nicht fotodokumentieren konnte.
Interessant fand ich auch, wie lebhaft so der eine oder andere Tisch schon gegen 14:30 Uhr meinte, zur der einen oder anderen Maß Festbier gehörten auch zwingend zwei bis drei Kräuterliköre. Bei einer Sache bin ich mir dahingehend sicher: Das Erbrechen gegen 19 Uhr fällt nach den Magenbittern sicher viel leichter. Über den Haarspitzenkatarrh morgenfrüh will ich besser gar nicht nachdenken.
Auf meinem Weg zurück zur bzw. über die Hackerbrücke fand ich noch zweierlei erstaunlich. Zum einen war das Polizeiaufgebot am S-Bahnhof Hackerbrücke verblüffend groß, ich würde von ca. 20 Beamten ausgehen, mal abgesehen von weiteren 10-12 Ordnern der DB-Sicherheit unmittelbar an den Bahnsteigen. Zu anderen fand ich's ziemlich cool, dass die Polizei über ihren Lautsprecherwagen aktuelle Wiesn- und Fußball-WM-Hits gespielt hat. Die Tonqualität war dabei überraschend gut, ebenso die Stimmung der Leute, die vorbeiliefen.
Quintessenz: Ich werde zu alt für den Sch3!§§ und/oder definiere Spaß einfach etwas anders.
Sunday, July 25. 2010
Mit der Katastrophe bei der Loveparade 2010 in Duisburg, bei der 19 21 Menschen starben und 342 511 Menschen (ca. 40 davon schwer) verletzt wurden (Aussage vom stellvertretenden Polizeipräsidenten Detlef von Schmeling bei der Pressekonferenz heute gegen 12 Uhr) tun sich mir verschiedenste menschliche Abgründe auf. In Summe ist das alles sehr ernüchternd, wenn nicht sogar erschreckend.
Ahnungslosigkeit und Hilflosigkeit der Verantwortlichen
Während der Pressekonferenz sollten vier Verantwortliche der Presse Rede und Antwort stehen, nämlich der Leiter des städtischen Krisenstabs Wolfgang Rabe, der stellvertretende Polizeipräsident von Duisburg Detlef von Schmeling, der Veranstalter der Love Parade 2010 Rainer Schaller (sowie dessen Pressesprecher) und der Oberbürgermeister von Duisburg, Adolf Sauerland1. Auch wenn verständlich ist, dass sie zum Teil noch nicht ausreichende Informationen zum Unglück präsent hatten, konnten viele Fragen der Journalisten zu Punkten der Planung nicht beantwortet werden, so z. B.:
- "Für wie viele Menschen war das Festgelände überhaupt ausgelegt?" (Laut Spiegel Online war das Partygelände nur für 250.000 Menschen zugelassen.)
- "Wie viele Menschen waren wirklich vor Ort?" (Die Medien sprechen immer wieder von ca. 1,4 Mio. Menschen, von Schmeling nannte als einzige belastbare Zahl die von der Deutschen Bahn gelieferte Zahl von 105.000 Menschen, die mit der Bahn und/oder dem ÖPNV angereist waren2.
- "Wie kam man zu dem Schluss, der Tunnel (ca. 16 m breit und wohl etwas über 120 m lang) wäre als einziger Zu- und Abgang zum Festgelände ausreichend?" (Im Tunnel selbst gab es keine Richtungskontrolle des Personenflusses und er war auch nicht aktiv belüftet, soweit man das aus dem Bildmaterial erkennen kann)
- "Warum wurde der Zulauf auf das Festgelände zum Zeitpunkt des Unglücks nicht sofort gesperrt, so dass weiterhin Menschen auf die Unglücksstelle zuströmen konnten?"
Ernüchternd war vor allem, dass sich die Befragten zu den meisten Fragen nicht äußerten und sich stets auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen beriefen, die seit heute Vormittag im Gange sind. Ganz besonders erstaunlich erschienen mir die "Aha"-Effekte in den Gesichtern des einen oder anderen Befragten bei Fragen durch die Journalisten zu sehr offensichtlichen Gefahren- oder Brennpunkten bei der Planung der Veranstaltung (z. B. "Wie bekomme ich besagte 1,4 Mio. Menschen durch einen 16m breiten und 120m langen Tunnel?", eine rein mathematische Frage3).
Verwunderlich ist auch, dass unbezweifelt viele Planungsfehler begangen wurden, obwohl so viele Ämter und Gutachter (Ordnungsamt, Polizei, Rettungsdienste, Lopavent GmbH, Sachverständiger für die Dynamik von Menschenmengen Prof. Dr. Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg) an der Planung beteiligt waren. Bedenklich sind auch viele Hinweise von einigen ortskundigen Leuten schon einige Tage vor der Loveparade, die gerade diesen Tunnel schon in diversen Internet-Medien (Foren z. B. Kommentar #18, Twitter) als "Falle" eingeschätzt hatten.
Ich denke, der Polizei vor Ort kann man keine Vorwürfe machen, die hat laut von Schmeling während des gesamten Verlaufs die Menschenströme kanalisiert, wie es die Planung wohl vorgegeben hatte. Aber es bleibt zu ergründen, wer für das Unglück verantwortlich ist und warum in Deutschland im 21. Jahrhundert mit all unseren Möglichkeiten dennoch solch ein Unglück geschehen kann. Ob man jedoch der Führung der Polizei Vorwürfe machen sollte, bleibt dahingestellt, denn wie Spiegel Online heute auch weiter berichtete, ließ die Bundespolizei wohl "inzwischen sämtliche Unterlagen zur Love Parade - Einsatzbefehle, Lagemeldungen, Karten - von den Computern der Beamten sowie aus deren E-Mail-Accounts" löschen.
[Update via Twitter] Wie Carsten Erdmann von der Berliner Morgenpost berichtet, bestätigte der Sprecher des Bundespolizeipräsidiums, Jörg Kunzendorf, auf Anfrage gegenüber deren Reporter auf Anfrage so oben genanntem SpOn-Bericht: "Alle Einsatzunterlagen liegen vor und können bei Bedarf eingesehen werden."
Reaktion der Bevölkerung
Sehr viele Besucher der Loveparade und natürlich auch die TV-Sender haben sehr viel Bildmaterial ins Netz gestellt, auf youtube und den Webpräsenzen der Sender finden sich zahllose Videos zum Unglück. Wenn man sich dann aber mal die Kommentare zu den Videos anschaut, packt einen zum Teil das kalte Grauen.
Ermutigend ist zugegebenerweise die große Anteilnahme und der Ausdruck von Mitgefühl vieler Kommentatoren. Erschreckend sind aber auch unterschiedlichste Stilblüten. Die einen geben den Opfern selbst die Schuld am Unglück, andere sprechen von "der Strafe Gottes" (klar, jedem religiösen Fundamentalisten war die Loveparade sicher ein Dorn im Auge), wieder andere beschimpfen andere Kommentatoren mit "Du Opfa" und schlimmerem. Diese Kommentare bieten einen erschreckenden Einblick in die Gefühlswelt und das Bildungsniveau dieser Leute. Während sich die eher mitfühlenden Kommentare meist gerade noch lesen und verstehen lassen, muss man sich bei den diffamierenden Kommentaren schon sehr viel Mühe geben. Hier zeigt sich eine bedenkliche Verrohung und ein ebenso bedenklicher Mangel an Erziehung und Bildung. Man stellt sich die Frage, ob man mit Menschen solchen Schlages wirklich zusammenleben will und welche Wege unsere Gesellschaft, (insbesondere die Eltern und im Anschluss daran auch die Schulen) einschlagen muss, um solche Menschen wieder zu sozialen Menschen werden zu lassen. Zu Menschen mit Werten, Respekt und Toleranz anderen gegenüber.
Mir fehlen weitere Worte - Kommentare sind willkommen.
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Thursday, July 8. 2010
Es ist schon kurios, wie manche Leute das Ergebnis des Volksentscheids in Bayern zum Nichtraucherschutz auslegen.
So liest man bei frank.geekheim.de:
"In einer Gesellschaft, in der ungesundes Verhalten des Einzelnen nicht mehr geduldet werden kann, weil er ja das Kollektiv der Zahlungspflichtigen schädigt, sind die Plompomplomschen Illusionen einer rundum besseren Gesellschaft durch ubiquitäre Datenverfügbarkeit endgültig geplatzt.
Objektivierung und Effizienzwahn bei der Durchsetzung von Kleinstadtmoralvorstellungen sind nunmal die natürlichen Feinde von Freiheit und Glück."
Werter Frank, es geht bei diesem Entscheid nicht um den Schutz des Rauchers vor sich selbst, sondern um den Schutz des Nichtrauchers vor dem Rauch des Rauchers. Ich bin mir zudem nicht mal sicher, ob ein Raucher das "Kollektiv der Zahlungspflichtigen" weitaus mehr schädigt als ein Nichtraucher, ist dessen Lebenserwartung doch statistisch gesehen kürzer, auch wenn sein Ableben u. U. etwas teurer kommt als das eines Nichtrauchers.
Und wenn wir schon über Freiheit sprechen: Die Freiheit eines einzelnen beginnt endet dort, wo die des anderen beginnt. Und der Nichtraucher wie der Raucher hat das Recht auf körperliche Unversehrheit (GG Art. 2 Absatz 2). Ich denke, ein Nichtraucher gesteht einem Raucher dieses Recht eher zu als anders herum. Wenn der Raucher sich selbst schädigen will, steht ihm das natürlich frei, solang er dabei keinen Nichtraucher schädigt.
Saturday, May 29. 2010
Ich kann ja verstehen, dass man mal 'nen schlechten Tag hat ... hatte ich auch schon. Sowas kann einen ganz schön runterziehen.
Aber wenn man unbedingt meint, nu isses dann doch genug, warum springt man nicht von 'ner Skulptur auf den Osterinseln oder in eine Papiermühle? In beiden Fällen stünde man am nächsten Tag in der Bild-Zeitung ... auf die eine oder andere Weise.
Aber nee, heute war mal wieder jemand besonders clever und meinte, sich unbedingt kurz hinter Pasing im Gleisraum würfeln lassen zu müssen. Und dafür hab ich echt kein Verständnis. Nur weil das eigene Leben vielleicht doch nicht so rund gelaufen ist wie man es sich gerne gewünscht hätte, muss man nicht einigen Tausend Leuten den Abend verderben ... und den Heimweg um 90+ Minuten verlängern. Ich finde, es gibt weitaus sozialverträglichere Methoden, aus dem Leben zu treten.
Also, liebe Suizidgefährdeten, redet bitte nochmal mit Euren Therapeuten und denkt darüber nach, ob Ihr sovielen Leuten so'nen Mist antun wollt. Die Polizei, Notärzte, Sanitäter, Feuerwehrleute und Lokführer werden es Euch ganz besonders danken, die Fahrgäste wahrscheinlich kaum weniger.
P. S.: Es hatte ein Gutes: Ich bin fast fertig mit Sir Terry Pratchetts "MORT" - A Discworld Novel.
Monday, May 24. 2010
Ich darf heute arbeiten. Heute, am Pfingstmontag, wird an der Börse gehandelt, also ist unsere "Ops" besetzt ... heute mal durch mich. Ich bin gewissermaßen ein Ops-Besetzer, aber das ist völlig legal.
Nun, um die Ops besetzen zu können, fuhr ich wie jeden Arbeitstag mit der S- und U-Bahn ins Büro. In der U-Bahn meinte jemand, sein Handy wäre ideal, um den Rest der Mitfahrer zu beschallen, frei nach dem Motto "Meine Nachbarn hören gute (Anm. d. Red.: in diesem Fall schlechte) Musik, ob sie wollen oder nicht!".
Ich hab ihn dann mal gefragt, was er vom Konzept "Kopfhörer" so hält. Es erschien ihm scheinbar als totale Innovation, denn ich musste es ihm erst in wenigen kurzen, leicht verständlichen Sätzen nahebringen. Er meinte, wir könnten auch gerne (vom S-Bahn-Geschoss) nach oben gehen, um das an der frischen Luft auszudiskutieren, worauf ich ihm aber vorschlug, wir könnten das Thema auch gerne in voller Tiefe unten im U-Bahn-Geschoss breitklopfen, da ich immerhin auf dem Weg zur Arbeit wäre, worauf er dann auch einging.
Im Laufe des kurzen Gesprächs ... oder nennen wir es lieber "verbalen Schlagabtauschs" kam er irgendwie vom Thema "Mein Handy ist lauter als Deins" ab und meinte, er würde sicher mehr Steuern zahlen als ich "HartzIV-Empfänger". Mich beschlich augenblicklich das dumpfe Gefühl, ich kleide mich etwas zu léger. Nun, ich kam nicht mehr dazu, ihm meinen letzten Steuerbescheid vorzulegen, da ihm noch auf der Rolltreppe die Argumente (und die Musik auf seinem Handy) ausgingen.
Es ist aber doch sehr interessant, wie leicht man wildfremde - mehr oder weniger gesellschaftsfähige - Menschen näher kennenlernen kann, nur weil man der einzige in der U-Bahn ist, der es wagt, darauf hinzuweisen, dass das Gejammere aus diesem Ghettoblaster für Arme nicht jedermanns Geschmack trifft.
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